- Hungertücher
- Hungertücher,Fastentücher, lateinisch Vela quadragesimalia, im Abendland seit Ende des 10. Jahrhunderts eine Sonderform der Altarverhüllung während der Fastenzeit; ursprünglich als symbolischer Ausschluss des sündigen Menschen vom Kultgeschehen gedacht, später mit Symbolen und Bildern vom Leiden Christi ausgestattet; der Brauch wurde Mitte der 1970er-Jahre von Misereor wieder belebt. - Zu den kunstgeschichtlich bedeutendsten Hungertüchern gehört neben den Fastentüchern von Gurk und Haimburg (Kärnten) das in seiner Art in Deutschland einzig erhaltene Große Zittauer Fastentuch (Maltechnik: Tempera auf Leinen, so genannte »Tüchleinmalerei«. 1472 gestiftet, misst 6,80 Meter in der Breite und 8,20 Meter in der Höhe und stellt je 45 Bilder alt- und neutestamentlichen Inhalts dar. Nach 1672 als verschollen geltend, 1840 wieder entdeckt und 1945 durch Zweckentfremdung schwer beschädigt, restaurierte die schweizerische Abegg-Stiftung in Riggisberg 1994/95 das Tuch und übernahm auch die Restaurierungskosten. Nach Abschluss der Arbeiten wurde es in der Schweiz und 1996 auch in Deutschland (Köln, Zittau) erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder der Öffentlichkeit gezeigt.P. Engelmeier: Westfäl. H. vom 14. bis 19. Jh. (1961);R. Sörries: Die alpenländ. Fastentücher. Vergessene Zeugnisse volkstüml. Frömmigkeit (Klagenfurt 1988);Tüchleinmalereien in Zittau u. Riggisberg, Beitrr. v. V. Dudeck u. a. (Riggisberg 1996);Die Zittauer Bibel. Bilder u. Texte zum großen Fastentuch von 1472, hg. v. F. Mennekes (1998).
Universal-Lexikon. 2012.